Freitag, 29. März 2013

Steinbrück hat Recht - Das unverhältnismäßige Russlandbashing muss aufhören!

Danke Peer Steinbrück - Ihr Aufruf zur Mäßigung der unverhältnismäßigen und undifferenzierten Russlandberichterstattung ist einer der besten und mutigsten Schritte eines deutschen Spitzenpolitikers seit der Weigerung zur Partizipation am Irakkrieg!

Ausführliche Hintergrundinfos dazu kann man in meinem vorherigen Blogeintrag sowie dem Eintrag von Ende 2012 über indirekte Zensur in unseren Televisionsmedien nachlesen. Die Kritik an Russland und die undifferenzierte mediale Ausschlachtung jedes leisen Husters von Putin zum Orkan, stehen in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Sachverhalten und Hintergründen seiner Politik.

Einmal ganz davon abgesehen, dass diese Form der Russlandberichterstattung zu einem mittlerweile immer bedenklicheren, weil als geradezu schick geltenden, antislawischen Rassismus innerhalb deutscher Oberschichten führt. Die mediale Stilisierung Russlands zum Reich des Bösen hat etwas von Rocky oder Rambo Filmen. Sie ist unterhaltsam, aber vollkommen an der Wirklichkeit vorbei.
Zu welchen antislawisch-rassistischen Auswüchsen dies führt und wie unverhältnismäßig die Berichterstattung stattindet, darf gerne in der zweiten Hälfte meines Blogeintrags "Unglaubliche Dämlichkeiten beim Thailänder, die Heilkräfte russischer Babkas und Aleviten im Salat oder Ganz alltägliche Begegnungen mit den Bildungslücken und Vorurteilen des deutschen Bildungsbürgertums" nachgelesen werden.

Steinbrück hat vollkommen Recht, wenn er den mutigen Schritt wagt zur Mäßigung aufzurufen!

Mittwoch, 27. März 2013

Unglaubliche Dämlichkeiten beim Thailänder, die Heilkräfte russischer Babkas und Aleviten im Salat oder Ganz alltägliche Begegnungen mit den Bildungslücken und Vorurteilen des deutschen Bildungsbürgertums

Es ist Samstagabend in einer beschaulichen mittelhessischen Kleinstadt mit Bischofssitz. Dass der alte Bischof um Längen besser war als der Neue ist hier zurecht allgemeiner Konsens und spricht sehr für die Domstadt. Ich möchte mir also einen ruhigen und gemütlichen Abend beim Thailänder machen und freue mich auf den im Anschluss geplanten Kinobesuch. Der erste Wehrmutstropfen: Die Heizung ist kaputt, draußen sind es -8°C. Ich muss mich also umsetzen, um die wenige aber dafür gebündelte Wärme des provisorisch aufgestellten Heizlüfters zu nutzen, damit ich mich nicht erkälte. Am Tisch neben sitzen zwei Paare.
Eines der beiden Anfang 50, das andere deutlich jünger, so Anfang 20 und offenkundig, das wird aus den Tischgesprächen deutlich, zwei Lehramtsstudenten. Die Gruppe ist zu viert dort. Bis sie das Restaurant verlassen, kann ich nicht zuordnen, ob das ältere Paar seine Eltern sind oder ihre. Sie führen eine Unterhaltung in einer, gelinde gesagt, für die Nachbartische störenden Lautstärke. Keiner, auch ich nicht, beschwert sich; „Leben und leben lassen“ heißt es ja schließlich. Stattdessen lausche ich, was sie so zu sagen haben.
Die USA werden für ihre Irakpolitik harsch angegangen. – Eine Ansicht, die ich noch irgendwo teilen kann, bevor mir nach und nach übel wird. Man unterhält sich über das russische Gesetz, welches die Adoption von russischen Waisenkindern durch Familien in den verbietet USA. Wortführerin ist unangefochten der weibliche Part des älteren Pärchens.
- „Die Russen haben keine Probleme damit ihre Kinder wegzugeben. Die Russen sind ein sehr menschenverachtendes Volk“, poltert die Dame.
– Ca. 200 Millionen Russen – die Bevölkerung Russlands ist etwas geringer, zählt man aber jene mit, die in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken leben, kommt man ungefähr auf diese Zahl - , alle menschenverachtend? So ein Unsinn! Wenn dem so wäre dürfte es ja gar keine russischen Menschen mehr geben. Zweifelsohne auch ein Produkt der undifferenzierten und durchweg negativen Russlandberichterstattung in den Nachrichtensendungen der deutschen Mainstreammedien. Meiner Erfahrung nach, und das dürfte jeder, der mit Vertretern dieses Kulturkreises zu tun hat oder einmal Russland bereist hat, bestätigen können, lieben viele Russen ihre Familien weit über das Verständnis der westlichen Industrienationen von Liebe und Loyalität, hinaus und viele Europäer könnten sich gerade in punkto emotionale Wärme hier ein Beispiel an ihnen nehmen.
Einige etwas leichtere Gesprächsthemen weiter und ca. 15 Minuten später fängt die bereits erwähnte Dame, eine Bankangestellte in leitender Position, an, über ihren Chef herzuziehen. Nun ja, bis dahin nichts Ungewöhnliches – Welche/r Angestellte tut dies nicht. Bemerkenswert bis ekelerregend ist vielmehr die Art und Weise, in der sie es tut.
- „Mein Chef, den sie mir da jetzt vorgesetzt haben, der ist Holländer. Ey, der hat neulich einen Brief geschrieben, der an ne andere Filiale gehn sollte. Den hab ich nur durch Zufall auf meinem Schreibtisch gehabt. Ich hab in jedem Satz 20 Fehler korrigiert und dann hat der das in einem Tuckendeutsch geschrieben. Ne! Das konnt man net abschigge. Wenn die Käsköpp schon hier arbeidde, dann sollen sie wenigstens deutsch können.“
Ich denke bei mir: Dass das Beherrschen der deutschen Sprache meist eine notwendige Voraussetzung zur Partizipation am Erwerbsleben hierzulande ist, steht natürlich außer Frage. Aus den Worten der Dame spricht jedoch der blanke Neid, den sie in einer Form latenten Rassismus gegen Niederländer äußert, wie man sie bei den Generationen 45+ leider noch sehr häufig vorfindet. Eine gewisse Verbitterung über die wahrscheinlich höhere Gehaltsklasse ihres Chefs ist ebenso evident. Auch ich habe geschäftlich nicht selten mit Kunden in den Niederlanden zu tun und bin immer wieder beeindruckt, wie weit verbreitet dort die deutsche Sprache, trotz der nationalsozialistischen Greueltaten am holländischen Volk, heute dort ist, wie offen und ressentimentlos man mir dort begegnet und vor allem wie grammatikalisch oft makellos die Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift erfolgt – von spitzenmäßigen Englisch der Mehrheit der Holländer mal ganz zu schweigen!
Man muss also davon ausgehen, dass die Dame von Neid, Frust und Rassismus getrieben, hier eine verzerrte Wahrnehmung bzgl. der Fähigkeiten ihres Vorgesetzten im Hinblick auf seine Fähigkeiten in der deutschen Sprache, hat und davon sogar derart überzeugt ist, dass sie sich nicht schämt, damit ein ganzes Restaurant zu unterhalten. Ob andere Gäste dies hören wollen oder nicht scheint ihr egal zu sein. So merkt sie nicht einmal, wie ein junger Mann, der in weiblicher Begleitung am Tisch schräg gegenüber von sitzt, sich im Moment o.g. Äußerung zu ihr umdreht, mit den Augen rollt und kopfschüttelnd ein Gespräch mit seiner Begleitung beginnt. Ein Statement, wie es um ihre Kenntnisse der niederländisch-flämischen Sprache steht, bleibt die Bankangestellte natürlich schuldig. Natürlich habe ich mir nichts anmerken lassen, der Appetit am ansonsten überaus leckeren Essen, war mir allerdings vergangen.
Freundlich, höflich und zuvorkommend verabschiedete sich die Dame bei mir, als die vier das Restaurant verließen. Ich entgegnete ebenso mit meinem breitesten Lächeln, ließ es mir aber nicht nehmen durch das Wünschen einer „Spakoinoi nochy“ noch eine kleine aber feine Spitze zu verteilen. Ich weiß es nicht, aber meine an ihrer Mimik erkannt zu haben, dass sie genau verstanden hat, worauf ich durch die Verwendung der russischen Sprache anspielte.
Nun, solch verwirrte Menschen gibt es wohl überall. Für hoch problematisch sehe ich aber im Wesentlichen zwei Aspekte an:
1.) Keiner der 3 Tischgenossen widersprach ihr in irgendeinem Punkt oder relativierte auch nur ihr Parolen und Hasstiraden. Sie scheint also eindeutig als Meinungsbildnerin und Macherin in dieser Familie zu agieren und genießt diesbezüglich eine fatale Autorität, die ihre mehr als bedenklichen Ansichten wuchern lässt.
2.) Die Dame und ihre 3 Begleiter waren keinesfalls irgendwelche dahergelaufenen Bomberjacken tragenden Hobbyglatzen. Ganz im Gegenteil, sie wiesen alles ein sehr gepflegtes Erscheinungsbild auf, bedienten sich nicht selten gehobener Wortwahl und wiesen bei anderen Gesprächsthemen eine profunde Kenntnis des deutschen Bildungswesens sowie in punkto Kunsthistorie auf. Solche Ansichten bei derart gebildeten Menschen? Dabei soll doch Bildung eigentlich das Allheilmittel gegen rechtes und rassistisches Gedankengut sein. Aber würde diese Dame überhaupt merken, dass sie derartiges Gedankengut verbreitet?
Die Antwort ist ein klares NEIN!
Warum? Weil Bildung in diesem Kontext wertlos ist, wenn sie keine Aufklärung beinhaltet. Rechtsradikalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit werden seit einigen Jahren in den deutschen Medien und parteiübergreifend von hochrangingen Politikern komplett und ausschließlich auf Islamphobie und Hass gegen türkischstämmige Migranten beschränkt. Diese beiden Aspekte sind zweifelsohne auch große Problem in der deutschen Gesellschaft, das komplette Phänomen aber darauf zu beschränken, ist aber einfach dumm und gefährlich.
Das Produkt einer solchen Meinungsmache sind Ansichten, wie sie bei der o.g. Dame vorherrschen. Über die Formen von Rassismus, die sie äußert, regt sich skandalöserweise auch niemand wirklich auf. Holländer durch den Kakao zu ziehen ist doch in Deutschland total lustig und bei nahezu jeder Gelegenheit gesellschaftsfähig – schließlich haben die Bösen Rudi Völler angespuckt…Wer nicht rafft, dass der letzte Satz ironisch gemeint war: EINFACH DIE FRESSE HALTEN!
Nach den Erfahrungen dieses Abends muss folgende unbequeme Frage einmal gestellt werden:
Wenn Mohammed Karikaturen einen riesen Medienrummel erzeugen und tagelang in allen Nachrichtensendungen sowie Bestandteil diverser Polittalks sind, warum wird eigentlich so rein gar nicht über den insbesondere vor 1965 geborenen Deutschen vorhanden Hass gegen Mitmenschen aus den Niederlanden ? – Man mag mir vorwerfen, der Vergleich hinke. Dem ist aber mit Nichten so, In punkto Verhältnismäßigkeit liegt bei der hiesigen Berichterstattung einiges im Argen. Und dass die meisten Holländer die dämlichen deutschen Ressentiments mit Humor nehmen, spricht auf ein Neues für die Holländer, nimmt aber zweifelsohne rassistischen Äußerungen wie jenen besagter Bankangestellter nicht die Brisanz.
Um hier Kritik vorzubeugen: Berichte, die zu einer kontroversen Debatte über die Verletzung religiöser Gefühle, egal welcher Glaubensrichtung oder Konfession, führen, müssen natürlich Bestandteil unserer Medienlandschaft bleiben.
ABER: Das Thema Rassismus ist zu komplex, um darauf beschränkt zu werden. Schon in einem früheren Thread habe ich vor dem was jetzt kommt unter einer Fokussierung auf andere Sachverhalte gewarnt.
Welche katastrophalen Auswirkungen die negative Russlandberichterstattung von ARD-Tagesschau, ZDF-heute und RTL Aktuell hat, beweist nicht nur die Dame aus dem Restaurant. Auch war ich über Jahre extrem über die Äußerungen einer guten Bekannten, die ich privat sehr schätze, die aber keine Gelegenheit ausließ, sich abfällig über Russen und andere Vertreter slawischer Völker zu äußern, teilweise schockiert und teilweise sogar regelrecht erbost.
Auch da fielen Äußerungen wie „Die sind alle ekelhaft“, „Menschenverachtendes, brutales Volk“…und der ganze klischeehafte rassistische Nonsens über „die Russen“ und Russland, der es leider heute geschafft hat nicht nur gesellschaftsfähig zu sein sondern sogar in weiten Kreisen des deutschen Bildungsbürgertums als schick zu gelten. Meine Bekannte verfügt übrigens über ein abgeschlossenes Studium und arbeitet in leitender Funktion im technischen Bereich bei der deutschen Filiale eines amerikanischen Weltunternehmens. Hier allerdings freue ich mich sehr, dass sie diese Ansichten inzwischen nicht mehr vertritt. Der Grund dafür ist eine recht schwere, aber niemals lebensbedrohliche Krankheit bei ihr. Sie fuhr über zwei Jahre lang von einem Arzt zum anderen. Aber die Schulmedizin konnte keine Abhilfe, ja nicht einmal eine definitiv verlässliche Diagnose stellen. Durch eine Arbeitskollegin wurde ihr eine russische Babka empfohlen (eine Art traditionelle russische Naturheilkundlerin). Sie behandelt sie bis heute im Behandlungsraum ihrer Wohnung und hat das geschafft, was 4 regional im Rhein-Main-Gebiet sehr angesehene Schulmediziner nicht vermochten. Die körperlich vorher klar sichtbaren Symptome sind bereits vollständig weg. Auch ihre vorher ausschließlich durch die Medien geprägte Sichtweise auf Väterchen Russland und seine Kinder hat sich zum Glück nun um 180° gedreht.
Doch solche Erfahrungen sind leider lange nicht jedem vergönnt und wer nicht die Gelegenheit hat sie zu machen sowie auch jeder andere, lese bitte Folgendes, um nicht alles zu glauben, was die Massenmedien versuchen uns zu suggerieren. Ich möchte mich nun der himmelweit unterschiedlichen medialen Aufmerksamkeit bzgl. zweier Ereignisse widmen, wie sie artverwandter kaum sein könnten: Im Gegensatz zur in einem früheren Thread beschriebenen Ausschlachtung des Pussy-Riot-Prozesses und der damit verbundenen Stilisierung von Grobem Unfug zu revolutionärem Freiheitskampf, muss sich die russische Legislative sicherlich ein gewisses Maß an Kritik für sein Gesetz gefallen lassen, welches die Adoption russischer Waisen durch US-Bürger untersagt. Dieses Thema lief über eine ganze Woche durch alle Nachrichten -, Politik-, und Gesellschaftssendungen auf RTL, ZDF und ARD. Dafür dass dieses Gesetz für Deutschland keinerlei Bedeutung hat, sondern allenfalls für den an den Kalter-Krieg-Reloaded-ähnlichen Beziehungen ganz und gar nicht unschuldigen großen Bruder aus den USA, ist das verdammt viel Sendezeit.
Ganz zu schweigen davon, dass natürlich nur Russland kritisiert wurde und die USA nahezu vollkommen kritiklos davon kamen, was der Sache nicht gerecht wird. Schon das türkische Pendant zum Pussy-Riot-Prozess, die lächerliche Anklage gegen den Pianisten Fazil Say, fand hierzulande nur in den Printmedien ein wenig Beachtung.
Nun aber geht es um ein Thema, das äquivalenter zum russischen Adoptionsgesetz nicht sein könnte. So hat es sich die türkische Regierung auf die Fahnen geschrieben, einer türkischen Mutter dabei zu helfen, ihren bei einem lesbischen Paar in den Niederlanden lebenden Sohn, den sie zur Adoption frei gegeben hat, zurückzuholen.
Die Welt berichtete am 18.03.2013 wie folgt:
- „Die Regierung in Ankara setzt sich vehement für eine Rückkehr des Jungen zu seiner leiblichen Mutter ein. Eine türkische Parlamentskommission für die Menschenrechte will ermittelt haben, dass etwa 5000 Kinder türkischer Herkunft europaweit in "fragwürdigen" Familienverhältnissen lebten. Damit sind christliche und schwule Adoptiveltern gemeint. Am Donnerstag besucht der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan den niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte, Chef einer konservativ-sozialen Koalition, und dabei dürfte Yunus Thema werden. Yunus wurde 2004 kurz nach seiner Geburt mit Kopfverletzungen und einem gebrochenen Arm ins Krankenhaus eingeliefert. Seine Mutter behauptete, er sei gefallen. Das Haager Jugendamt glaubte ihr nicht. Auch die älteren Geschwister von Yunus, Arif und Halil, wurden von den Behörden wegen Misshandlung und erzieherischer Mängel ihrer Eltern für die Adoption durch andere lesbische Paare freigegeben. Die Mutter entführte Arif und Halil daraufhin und brachte sie zu den Großeltern in der Türkei. Ein niederländischer Richter verurteilte die türkischen Eltern deshalb zu einer Haftstrafe und sorgte dafür, dass die Kinder an die Nordsee zurückkehrten, wo sie jetzt noch immer leben.“ http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article114525880/Erdogan-Keine-muslimischen-Kinder-fuer-lesbische-Paare.html

Man muss sich das mal überlegen. Es handelt sich hier nicht um ein unbedeutendes Schamützel zwischen zwei übrig gebliebenen Alten Kriegern! Die Regierung in Ankara gibt sich offen rassistisch gegen die mehrheitlich christlichen Adoptiveltern Europas, unverhohlen homophob gegen homosexuelle Paare, die die Größe und Güte besitzen Waisenkindern oder Kinder deren Eltern sie, aus welchen Gründen auch immer abgeben mussten, ein neues Zuhause zu geben. Heute vermeldeten die „Deutsch-Türkischen-Nachrichten“, dass die Regierung Erdogan sogar den Europäischen Menschrechtsgerichthof mit einer Klage, in der sie ein Recht auf türkischstämmig-muslimische Adoptiveltern für Adoptivkinder aus der Türkei fordert, belästigen wird. Das könnte auch hunderte, wenn nicht sogar tausende Adoptiveltern in Deutschland betreffen.
Wer jedoch meint, dieser neuerliche Akt des Rassismus, der Homophobie und Menschenverachtung der Regierung Ankara, der nicht zuletzt durch den Gang nach Den Haag einen Teil unser aller Steuergroschen fressen wird, sei dem deutschen TV eine Meldung wert, ist auf dem Holzweg. Zu groß scheint a) der Einfluß türkischer Lobbys und b) die Angst vor tobenden türkischen Verbänden, die bei jedem Anflug von leisester Kritik die Nazikeule schwingen, fällt diese Meldung doch mit dem Start des Prozess gegen Beate Tschäpe zusammen und ist es doch viel politisch korrekter, 24/7 das OLG München für seine zugegebenermaßen mehr als unglückliche Entscheidung, türkischen Medienvertretern den Zugang zum Prozess zu verwehren, nieder zu machen.
Zu welcher Form von Rassismus gegenüber Russland diese bis zur Unkenntlichkeit verfälschten Bilder der Medien führen, habe ich ausführlich erläutert. Auch wird durch das nahezu vollständige Ausbleiben von Kritik an der Türkei, die nur als faszinierendes und wunderbares Urlaubsparadies dargestellt wird, was sie zweifelsohne auch ist, wird die Sensibilität gegenüber dem, was dort gerade passiert und was durch regierungsabhängige türkische Vereine nach Deutschland hineingetragen wird, die Sensibilität gegenüber der Dimension und Tragweite eines Gesetzes, wie es Ankara in punkto Adoption vorsieht, vollkommen abgetötet.
Hier greift die mit überwältigender Mehrheit wiedergewählte Regierung EU-Anwärter über Jahrhunderte mühsam erworbene Grundwerte von Toleranz und Menschlichkeit an, die es zu bewahren gilt und bekommt dafür viel Applaus im eigenen Land sowie bei türkischstämmigen Migranten in Europa. Wenn „Liderin Lideri“ (Führer der Führer), wie viele Erdogananhänger ihn mittlerweile nennen befiehlt, scheint ein leider immer größer werdender Teil seiner Landsleute ihm auch in die noch so absurdesten Unternehmungen zu folgen. An die mediale Nichtbeachtung der katastrophalen Minderheitenlage im Staat zwischen Bosporus und Euphrat hat man sich traurigerweise ebenso bereits gewöhnt wie daran in weiten Teilen der deutschen Gesellschaft als Rechtsradikal zu gelten, wenn diese auch nur fragmentär anschneidet.
Neulich noch meinte ein guter Freund mit Abitur und gehobener kaufmännischer Ausbildung zu mir, ich weise ja schon durch meine Kritik an der Türkei – hier liegt schon das erste Fehler, da ich niemals die Türkei als Ganzes, deren Gastfreundschaft, Sprache, Musik, kulinarische Genüsse und touristische Attraktivität ich sehr schätze, kritisiere, sondern mir große Mühe gebe, die korrekten Terminologien türkische Regierung sowie staatlich-türkische Minderheitenpolitik zu verwenden - rechte Tendenzen auf. Darauf ging ich nicht weiter ein und fragte ihn, um die Differenziertheit seiner Aussage zu verifizieren, ob er wisse, wer oder was Aleviten seien und ob er deren Geschichte kenne. Er entgegnete mir ernst, ungelogen, ohne Scham und sich selbst dabei nicht bewusst, was für eine Bildungslücke er im Zuge war zu offenbaren: - „Ja, die sind manchmal im italienischen Salat. Ich esse die aber nicht gerne, das sind, glaube ich, Nachtschattengewächse, oder? Aber wie kommste drauf und was hat das jetzt mit der Türkei zu tun?“

Sonntag, 10. März 2013

Wie das Hetzblatt Turkishpress mit seiner rassistischen Propaganda den inneren Frieden in Deutschland gefährdet: Ein Fallbeispiel

Am 6.09.2012 verfasste das türkische Pendant zum Stürmer einen Artikel, in welchem nach bekanntem Muster, kurdische Mitbürger zu Terroristen stigmatisiert werden sollten.
Der gesamte Hetzartikel kann unter folgendem Link aufgerufen werden: http://www.turkishpress.de/de/news/06092012/protestmarsch-einer-kurdischen-organisation-ger-t-ausser-kontrolle/2063

Es heißt in diesem Bericht:
„Um 21.15 Uhr stellten Polizeibeamte, die an der Örtlichkeit eine Nachaufsicht durchführten, fest, das 6 – 7 Fahrzeuge, jeweils besetzt mit 2-4 türkischen Staatsbürgern bei dem kurdischen Vereinsheim vorfuhren und die dort aufhältigen Kurden durch zeigen der türkischen Nationalfahne und verbalen Äußerungen provozierten. Daraufhin kam es sofort zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen, in deren Verlauf die kurdische Gruppe mit Gegenständen auf die Fahrzeuge der andere Gruppe warf.“

- Moment mal! Es gibt in Deutschland Demonstrationsfreiheit. Davon Gebrauch zu machen, ist das gute Recht der YEK KOM e.V. In dem Moment, in dem sich ein Gruppe, wie die hier beschriebene gezielt gegen Demonstranten vorgeht, handelt es sich um eine nicht gesetzeskonforme Gegendemonstration. Des Weiteren werden keine Angaben darüber gemacht, wie die verbalen Provokationen der illegalen Gegendemonstranten ausgesehen haben. Man muss aus Erfahrung hier davon ausgehen, dass massive rassistische und menschenverachtende Pöbeleien unter Zeigen einer Flagge, die einen Staat repräsentiert, der seit seiner Gründung mehrere hunderttausende Menschen kurdischer Ethnie getötet hat und sie bis heute brutal unterdrückt, geäußert wurden. Es ist geradezu evident, dass hier gezielt auf eine Eskalation der bis dato absolut friedlich verlaufenen Demonstration hingearbeitet wurde. Man stelle sich einmal vor, einige Hobbyglatzen würden zum polnischen Nationalfeiertag nach Zielona Gora fahren und die dortigen Feierlichkeiten durch das Skandieren von Parolen wie „Die Stadt heißt Grünberg und gehört uns“ stören. Auch sie würden erfahren müssen, dass Gewalt (auch verbale) nun einmal in der Regel Gegengewalt erzeugt. Auffällig ist des Weiteren die geografische Nähe von Marbach am Neckar, dem Wohnsitz des Turkishpressherausgebers und Kehl / Straßburg. Es ist zwar nicht zu beweisen, die Vermutung liegt jedoch nahe, das stellt sich auch im weiteren Verlauf des Artikel heraus, dass das deutsch-türkische Pendant zum Stürmer bei diese rassistische Antikurdischen Aktion organisiert oder mitorganisiert hat. Zufällig waren seine Volksverhetzer-Redakteure sicherlich nicht sofort vor Ort.

Weiter schreibt das Schmierblatt: „Laut einem türkischen Staatsbürger, der sich ebenfalls am Tatort aufgehalten hatte, sollen türkische Bürger über den Aufzug der kurdischen Gruppe informiert gewesen sein, woraufhin einige Personen sich vor dem Alevitisch-kurdischen Verein trafen und die Nationalflagge zeigten. Der Zeuge gab an, erst später hinzugestoßen zu sein, um sich ein Bild über die Situation zu machen, habe mit dem Einsatzleiter gesprochen. Dabei habe der Familienvater angegeben, dass er einige Jahre zuvor einen Marsch durch die Stadt geplant habe, um das türkische Kinderfest am 23. April zu feiern, die auch international bekannt sei. Diesen Wunsch habe die Polizei damals abgelehnt, jetzt aber würden kurdische Extremisten durch die Straßen marschieren. Der Einsatzleiter habe geantwortet, die Demonstration sei von der Stadt Kehl genehmigt worden, weshalb man nichts unternehmen könne. Der Familienvater habe daraufhin geantwortet, diese Gruppe habe hier nichts verloren, sonst werde man weitere Türken heranziehen und damit signalisieren, dass diese Extremisten in der Stadt nicht willkommen seien. Der Polizeibeamte habe daraufhin beruhigend einwirken wollen, erklärte der Zeuge gegenüber der TURKISHPRESS.“
- Wie überaus niedlich! Ein ganz zufällig Anwesender Mitorganisator eines Kinderfestes und liebender besorgter türkischer Familienvater fühlt sich von „Kurdischen Extremisten“ bedroht. Wen wollen diese Schmierfinken eigentlich für dumm verkaufen? Ebenso wie die NPD oder die Hells Angels missbrauchen auch rechtsgesinnte türkische Organisationen, als deren deutsches Sprachrohr die Turkishpress fungiert, Kinderfeste als PR-Aktionen um in altbewährter Bauernfängermanier um neue Mitglieder zu werben. Und noch so ein unglaublicher Zufall: Ein Kinderfest wird in unmittelbarer Nähe des Weges, den die Demonstranten nehmen, geplant. Natürlich stehen rein zufällig türkische Nationalflaggen parat, um die friedlichen Demonstranten daran zu erinnern, welcher Staat 100.000de Angehörige ihre Ethnie und ihrer Konfession in den letzten 100 Jahren brutal abgeschlachtet hat und bis heute unterdrückt, geplant.

Auf alle weiteren Vorwürfe gegenüber den Demonstranten lohnt es sich eigentlich gar nicht weiter einzugehen, da sie sich auf Quellen zweifelhafter Gesinnung berufen und ungefähr dieselbe Qualität haben, wie ein Post- Mortem -Interview mit Rudolf Hess zum Holocaust. Der stereotype und unhaltbare Terrorismusvorwurf gegenüber der YEK KOM e.V. ist nicht nur vollkommen aus Luft gegriffen, sondern entspricht auch wieder mal der stupiden und monotonen Propanganda, mit der kurdische und alevitische Vertreter stigmatisiert und mundtot gemacht werden sollen. Solche Vorwürfe machen Freunde des unsäglichen Schmierblattes selbst anerkannten Vorstandsmitgliedern alevitischer Verbände in Deutschland bei jeder Gelegenheit, wenn sie sich zu Wort melden – egal wie kontextfremd sie im jeweiligen Zusammenhang sind. Man hat ein großes Interesse daran, die Illusion einer homogenen türkischen Einwanderungscommunity mit gemeinsamen Interessen aufrechtzuerhalten, um das Publikwerden der Verbrechen der eigenen Geschichte der letzten 150 Jahre hierzulande zu vertuschen.

Wir haben es also mit einer friedlichen, von der Stadt Kehl genehmigte Demonstration, die durch eine Gazette und deren Sympathisanten, welche sich immer wieder durch übelste und ekelerregende rassistische Hetze gegen Kurden, Armenier, Aramäer, Griechen, Juden, Deutsche und Russen hervortut, durch eine de facto illegale Gegendemonstration gewalttätig gestört wird, zu tun. Man muss sich die Dreistigkeit des schwäbischen Schmierblattes einmal vor Augen halten. Hier findet ein gezielter wahrscheinlich sogar von langer Hand geplanter Angriff auf die in Deutschland verfassungsmäßig verankerte Demonstrationsfreiheit statt und ganz im Stile seiner ekelerregenden und menschenverachtenden Gesinnung entsteht wird hier ein Artikel verfasst, der die Täter zu Opfern und die Opfer zu Tätern stilisieren soll.
Noch dazu kommt die Pietätlosigkeit, eine rassistische Gewaltaktion als Kinderfest zu tarnen. Hier gibt es keinen aber auch wirklich gar keinen Unterschied zu verfassungsmäßig frag- und beobachtungswürdigen Organisationen wie der NPD! An dieser Stelle möchte ich auf folgenden hochgradig lesenswerten Essay verweisen, in dem sich sehr gut das rassistische Selbstverständnis der Autoren wiederfindet: „Savaş Taş - Der ethnische Dominanzanspruch des türkischen Nationalismus“.
In der unter nachstehendem Link zu findenden Rezension von Ismail Küpeli heißt es u.a.: „Eine Grundannahme der türkischen Nationalisten ist es, dass die türkische Nation permanent von ausländischen Mächten bedroht wird und die innenpolitischen Probleme, insbesondere seitens der nicht-türkischen Bevölkerungsgruppen, auf die Aufwiegelung der fremden Mächte zurückgehen. Diese Bedrohungen können nur dadurch abgewehrt werden, indem die türkische Nation eine organische Einheit bildet und den eigenen Staat ohne Vorbehalte unterstützt. Aus dieser nationalistischen Perspektive werden sowohl die kurdischen Ansprüche nach Gleichberechtigung und Freiheit als auch etwa die Forderungen nach einer Anerkennung des türkischen Genozids an den Armeniern 1915 als Komplotte von fremden Mächten angesehen. Die Unterschiede zwischen dem staatstragenden Nationalismus und dem Nationalismus der MHP bestehen unter anderem darin, dass die MHP nach wie vor stärker pantürkistisch und turanistisch auftritt als der türkische Staat.“ Lesen Sie die ganze Rezension: http://www.kritisch-lesen.de/rezension/nationalismus-dekonstruieren

Des Weiteren möchte ich diesen Artikel zur o.g. notorischen Stilisierung in die Opferrolle empfehlen: „Türken sind zu sehr Opfer, um Täter zu sein - Nicht nur die türkische Regierung tobt. Die Türken leugnen ihre Schuld an den Armeniern, weil sie sich lieber in der Rolle des Opfers sehen, kommentiert D. Baspinar.“ http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-01/tuerkei-armenien-voelkermord Die im Artikel der Turkishpress gegen die deutsche Polizei geäußerten Vorwürfe sind ein Hohn, würden Redakteure und deren Gesinnungsgenossen augenscheinlich ein an Staatterrorismus grenzendes Verhalten der Ordnungshüter, wie in der Türkei Ende Dezember 2012 gegenüber einer ebenfalls friedlichen Erinnerungsdemonstration kurdischer Aleviten anlässlich des Marasmassakers, die mit brutaler Gewalt niedergeknüppelt wurde, vorziehen.

Eine derart auf Hass und Überlegenheitsempfinden gegenüber Menschen anderer Ethnien ausgerichtete und somit volksverhetzende sowie auf extrem gefährliche Art und Weise den Inneren Frieden gefährdende Propaganda, wie sie das Hetzblatt aus Marbach am Neckar verbreitet, kann und darf nicht länger ungeahndet bleiben. Die Redaktion des Hetzblattes hat es sich zum Ziel gesetzt mit immer wieder neuen Artikeln die türkischstämmige Bevölkerung gegen so ziemlich alle anderen hierzulande befindlichen Volksgruppen, insbesondere Kurden, Armenier, Aramäer und Griechen sowie die deutsche Staatsgewalt, der immer wieder auf stupideste Art und Weise in abstrusen Verschwörungtheorien mit imaginären internationalen Komplotten gegen die Türkei in Verbindung gebracht wird, aufzuhetzen. Hier findet eine gefährliche, weil in der Mitte der Bevölkerung weitestgehend unbekannte, Form von Volksverhetzung und Gefährdung des Inneren Friedens statt, der es mit aller Härte in Rigorosität entgegen zu treten gilt.

Schlussendlich sei hier noch angemerkt, dass Ruprecht Polenz, Mitglied der CDU und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, mit diesen Volksverhetzern in nicht unerheblichem Maße zu sympathisieren scheint. Dem Herausgeber des rassistischen Schund- und Schmierblattes sowie dessen Abonnenten liefert er auf seiner Facebook-Seite eine weitere Platform, ihr menschenverachtendes Gedankengut zu verbreiten, während er deren Kritiker reihenweise sperrt. Eine solche Verhaltensweise ist weder christlich noch demokratisch!

Bezüglich des achso harmlosen und friedlichen türkischen Kinderfestes und dessen fragwürdigen, weil nationalistischem Hintergrund, möchte ich noch ausdrücklich auf den nachstehendem Link aufrufbaren von Menschenrechtlern wie der "Gesellschaft für bedrohte Völker e.V" sowie einer Vielzahl kurdischer, armenischer, aramäischer und griechischer Vereine unterstützten Appel hinweisen: http://www.aga-online.org/news/detail.php?locale=de&newsId=530